
Carl Schmachtenberg war Bauer und Dichter und mit viel Humor und Liebenswürdigkeit ausgestattet
„Bergischer Heimatdichter Carl Schmachtenberg, geboren
am 1. November 1848, gestorben am 28. Januar 1933". So
heißt es auf seinem Grabstein auf dem kleinen
evangelischen Friedhof in Düssel. Geboren wurde er also
vor über 170 Jahren im Revolutionsjahr 1848. Er starb vor 91 Jahren, wenige Tage vor der folgenschweren
Machtergreifung durch die Nationalsozialisten.
Sein Geburtshaus war der Bauernhof Unterste Hugenbruch
bei Aprath, auf dem er bis zu seinem Tode lebte. Es war
selbstverständlich, dass er von seinem Vater den seit
Generationen im Familienbesitz befindlichen Hof erbte
und bewirtschaftete. Von seinem Vater erbte er aber auch
sein Interesse für die Literatur sowie seine dichterische
Begabung, die zudem sein Klassenlehrer auf dem
Gymnasium erkannte und zu fördern verstand. So also
wurde Schmachtenberg schließlich Dichter und Bauer. Das
bäuerliche Leben verband ihn eng mit der Natur und
öffnete seinen Blick für die Schönheiten seiner
niederbergischen Heimat.
Aber auch das beschauliche Landleben ließ ihn Gedanken nachgehen und dichterisch formen. Gerne
erzählte er, dass an einem schönen Maimorgen bei der Arbeit auf dem Felde ihn der Ruf des Kuckucks
begeisterte und so sein erstes Gedicht entstand: „De Kuckuck röpt". Die Langenberger Zeitung druckte
es damals in ihrer Beilage „Der Erzähler".
Seine Liebe zu den Menschen ließ ihn tief in die Seele des niederbergischen Menschenschlages schauen.
Mit Ernst, aber auch mit köstlichem Humor beschreibt er Empfindungen und das Alltagsleben. Seine
Landsleute verstanden ihn und dazu die heimatliche gemütvolle Mundart, die er meisterhaft beherrschte.
Die Gedichte mit den darin vielfach vorkommenden alten Sitten und Gebräuchen besitzen zudem einen
unschätzbaren kulturhistorischen Wert.
Für Schmachtenberg, der unverheiratet blieb, waren seine Gedichte „seine Jonges", wie er sie im
Vorwort zu seinem ersten Gedichtband nannte und von denen es damals schon eine ganze Reihe gab.
Im Jahre 1883 erschien im Verlag Joost in Langenberg sein erster Band mit plattdeutschen Gedichten in
niederbergischer Mundart, nämlich „En Freud on Leid". Unter diesem Titel brachte derselbe Verlag
1892 Band 2 seiner Geschichten in niederbergischem Platt heraus. Schon zwei Jahre später 1894 war es
notwendig geworden, die beiden ersten Bände seiner Gedichte neu aufzulegen. Rengelduwen sind
Gedichte in Wuppertaler Platt, die in drei Bänden im Jahre 1898 im Verlag J. Fassbender in Elberfeld
herauskamen.
Der Leseverein Velbert übernahm es nach dem Ersten Weltkrieg im Jahre 1924 die beiden ersten Bände
von En Freud on Leid in einer 3. Auflage herauszubringen und 1928 einen 3. Band von davon folgen zu
lassen. Auch nach dem Tode Carl Schmachtenbergs bestand die Nachfrage nach seinen Gedichten
unvermindert weiter. In der Reihe Velberter Heimatbücher erschien 1939 im Verlag Martini und
Grüttefien in Wuppertal-Elberfeld ein Sammelband ausgewählter Gedichte unter dem Titel „En Freud
on Leid“. Wie schon zuvor waren die Gedichtbände Carl Schmachtenbergs immer schnell vergriffen.
Der Velberter Leseverein entschloss sich deshalb 1965 zusammen mit dem Verlag A. Henn in Ratingen,
Schmachtenbergs Gedichte in niederbergischer Mundart in einer 5. veränderten Auflage noch einmal
erscheinen zu lassen. Im Vorwort zu dieser wohl letzten Auflage hieß es damals u.a.: „Wer im
niederbergischen Raum aufgewachsen ist, erinnert sich dankbar der frohen Stunden, die ihm diese
Gedichte bereitet haben. Vielleicht zum letzten Mal können die Freunde unserer heimischen Mundart
dieses schönste Zeugnis niederbergischer, mundartlicher Dichtung erwerben. Wer weiß, wie bald es so
weit ist, dass kaum noch jemand unser Platt spricht und niemand diese Verse recht verstehen,
geschweige denn ihre schlichte Schönheit erfassen kann."
Bescheiden und voll Ehrfurcht vor der Vergangenheit, liebenswürdig und stets mit einem Schalk im
Nacken, so kannte man Carl Schmachtenberg bis in hohe Alter. Wie würde es ihn bei aller
Bescheidenheit freuen, könnte er miterleben, dass seine Gedichte, „seine Jonges", auch heute immer
noch gelesen, gesprochen und verstanden werden.
Zum Gedenken an den 75. Todestag von Carl Schmachtenberg veranstaltete die Offers-Kompenei am 16.
März 2008 eine Mundartlesung, zu der über 200 Besucher kamen und somit ein großer Erfolg war. Von
dieser Lesung existiert ein DVD-Film. Anlässlich des 165. Geburtstages und des 80. Todestages von
Carl Schmachtenberg besuchte die Offers-Kompeneȉ am 3. September 2013 zu seinem Gedenken seine
Grabstätte auf dem evangelischen Friedhof in Düssel und legte dort einen Kranz nieder.