Gut Hixholz – mehr als ein Bauernhof

der erbhof am hixholz 1

Beim heutigen Treffen der Offers-Kompeneï stand in der Vortragsreihe „Alte Höfe in Velbert“ das Gut Hixholz auf dem Programm. Ein besonderer Gruß galt dabei den anwesenden Aufsitzern des Gutes, Michael und Claudia Greshake. Ihnen konnte auch noch zu dem 100 jährigen Jubiläum gratuliert werden, das sie am 1. März feiern konnten, denn seit nun 100 Jahren befindet sich das Gut im Eigentum und in Bewirtschaftung der Familie. Dazu gehörte auch ein herzliches Dankeschön an Frau Greshake, die seit Jahren mit sichtlichem Erfolg bei all ihrer sonstigen Arbeit für die Familie mit 3 Kindern und auf dem großen Hof die Homepage der Offers-Kompeneï betreut.

Nachfolgend der Vortrag:

Gut Hixholz – eine niederbergische Hofchronik

von Friedhelm Kopshoff

Inhalt: 1. Der Siedlungsraum, 2. Herkunft des Namens, 3. Grundherrschaft der Abtei Werden und Besitzverhältnisse, 4. Pächter und ihre Abgaben und Dienste, 5. Haus und Hof und Grund und Boden, 6. Gut Hixholz heute

1.

Das Gut liegt auf einer Höhe von ca. 240m NN südöstlich von Velbert, nahe des frühen Siedlungsraumes Sontum und unweit eines Zweiges der vormals über Tönisheide und Velbert führenden Strata Coloniensis. Die nahe Ortsbezeichnung Lantert erinnert an eine Landwehr, die hier einst als Verteidigungslinie der Franken gegen die Sachsen verlief. Im nördlichen Birkental mit dem Eselssiepener Bach erstreckt sich ein früher wohl recht ausgedehntes Waldgebiet, an dessen Rand Höfe und Kothen liegen, deren Namens mit der Schlusssilbe holt bzw. holz enden, nämlich von Nord nach Süd Klüppelholz, Lieversholz, Hixholz, Putschenholz und Eichholz.

Das Gut Hixholz wird erstmals in einem Zinsregister der Höfe Velbert und Wülfrath um 1400 urkundlich erwähnt. Bei dem Hof Velbert handelt es sich um den Hofesverband Hof zum Hofe, einem Oberhof der Abtei Werden, zu dem u.a. der Hof Hixholz gehörte.

2.

Die Herkunft des Namens Hixholz ist unbekannt. Sie lässt sich weder aus dem Mittelhochdeutschen noch aus dem regionalen Dialekt unmittelbar erklären. Allerdings soll der Name nach mündlicher Überlieferung daher rühren, dass die zum Hofe gehörenden Holzungen auf magerem Boden ziemlich verwachsenes Holz lieferten, wie man es teils bei der knorrigen Hagebuche in Hecken vorfindet, worauf die Redewendung ha(g)nebüchen zurückgeht. Eine wörtliche Deutung könnte also darin zu finden sein, dass der Hof vordem auch Heck(en)sholt genannt wurde.

 Frühere Namen des Hofes waren zudem: tom oder im Ho(i)lte (um 1400), ym greten hoilte (1499), Goebels-Holt (1513), Hecksholt und Hexholt (um 1600), Hicksholt (1664), Heicksholt (1680) und danach nur noch Hixholz. Die Übersetzungen mit zum oder im Holze und im großen Holze dürften klar sein. Goebels-Holt wird dagegen wohl auf einen Aufsitzer namens Goebel zurückgehen.

3.

Das Gut Hixholt gehörte nach dem bereits erwähnten Zinsregister für die Höfe Velbert und Wülfrath um 1400 zum Hofesverband des Hofes zum Hofe in Velbert, der ein Lehngut der Abtei Werden an die Herrschaft Broich bei Mülheim an der Ruhr war. Grundherrschaft war also die Abtei Werden.

In einer Urkunde vom 13. November 1499 wird bestätigt, dass Graf Heinrich von Limburg und Herr zu Broich ohne Vorbehalt den Hof, damals noch Goebelsholt genannt, der St.-Antonius-Kapelle auf Tönisheide für die Abhaltung zweier Wochenmessen stiftete. Diese Stiftung geht auf die Zeit von 1460 – 1470 zurück. Das Gut Hixholz war damit aus dem Hofesverband des Hofes zum Hofe in Velbert ausgeschieden. Aus der Zeit davor liegen in den Archivbeständen der Herrschaft Broich zum Gut Hixholz St.-Antonius-Kapelle auf Tönisheide

keine Unterlagen vor. Die Kapelle selbst war zudem nach einer bestätigenden Urkunde vom 24. Juni 1513 von Johann I. von Cleve (1419-1481) von allen Abgaben an den Landesherrn befreit worden. Die mit der St.-Antonius-Kapelle verbundene Vikarie wurde im Jahre 1626 an den evangelischen Pastor in Neviges vergeben, ebenso die Einkünfte. Johann Sigesmund von Bernsau, Herr zu Hardenberg, wirkt bei Verpachtungen 1654 und Freiherr Franz Egon von Wendt, Herr zu Hardenberg, 1736 und Freiherr Franz Arnold von Wendt 1763 als Kollator. Am 1. Mai 1771 erwerben Wilhelm Kreemberg und seine Frau, Irmgard Gertrud Dörner, das Gut von der evangelisch reformierten Gemeinde Neviges für 850 Reichstaler. 1784 ist Rötger Wilhelm Hieoben Eigentümer des Gutes. Ihm folgten 1816 sein Sohn Heinrich Wilhelm Siepen und 1835 dessen Schwiegersohn Johann Wilhelm Kitz als Eigentümer. 1874 ersteigert Johann Wilhelm Voß das Gut für 8430 Taler. Seine Söhne Friedrich und Carl Voß erben 1895 das Gut gemeinsam. 1899 ist Carl Voß alleiniger Eigentümer.

Am 1. März 1911 erwarb der aus einem alten westfälischen Bauerngeschlecht stammende Landwirt Robert Kleine aus Obervalbert den Hof zu einem Kaufpreis in Goldmark. Die Nachkommen aus seiner Ehe mit Johanne Knab aus Düssel sitzen noch heute auf dem Gute.

4.

Das Gut Hixholz, das – wie bereits vorstehend erwähnt – zwischen 1460 und 1470 von der Herrschaft Broich der St.-Antonius-Kapelle auf Tönisheide gestiftet worden war, ist über drei Jahrhunderte hin Pachtgut gewesen, wie nachfolgend im Einzelnen dargestellt:

Um 1400 Drees (Andreas) guet im Hoilte mit 4 sol. (Solidus), 8 pennincge,

dat guet tome Holte mit 5 sol. (Solidus), 9 hoener, wobei unklar ist, welches Gut das Hixholz oder das Putschenholz ist.

1526 der Aufsitzer von dat Goebelsholt, der nach der Angermunder Satzliste 8 Albus (Weißpfennig) an Bede an die Kellnerei des Amtes Angermund zu zahlen hatte.

Bis um 1600 sind die nächsten Pächter des Gutes Hixholz nicht bekannt.

1604 Henrich ahm Holt zahlt nach der Satzliste des Amtes Angermund 6 Reichstaler Bede,

1633 derselbe als Henrich im Holt 13 Reichstaler Bede. Steuerpflichtig waren in den genannten Fällen wohl die Personen, während das Gut selbst ja seit 1513 von Abgaben an den Landesherrn befreit war.

1648 ist in der Liste der Kirchspieleingesessenen ein Wilhelm im Holt genannt, der vermutlich Pächter des Hofes war.

1654 verpachtet Johann Sigismund von Bernsau, Herr zu Hardenberg, als Kollator der St.-Antonius-Kapelle das Gut an Nelissen am Eckern und seine Frau Leißgen auf 24 Jahre für 39 Reichstaler jährlich.

1688 Mathias Eckermann ist als Erbe der Nachfolger auf dem Hof.

1701 wird Gerhard im Hixholz in Velauschen Rechnungsbüchern genannt.

1712 scheint Hermann von Sontum zeitweilig Pächter des Gutes gewesen zu sein. Gut Hixholz (älteres Luftbild)

1736 verpachtet Franz Egon Freiherr von Wendt als Herr von Hardenberg und Kollator der St.- Antonius-Kapelle das Gut an Nelissen Eckermann auf 24 Jahre für 12 Reichstaler jährlich.

1763 verpachtet Franz Arnold von Wendt als Herr von Hardenberg und Kollator der St.-Antonius-Kapelle das Gut an die Eheleute Johann Wilhelm Fettmenger und Öhle Gertrud Pollmanns auf 24 Jahre für 86 Reichstaler jährlich.

1771 erwerben Wilhelm Kreemberg und seine Frau Irmgard Gertrud Dörner von der evangelisch reformierten Gemeinde Neviges als Eigentum. Die nachfolgenden Eigentümer saßen jeweils auf dem Hof und bewirtschafteten ihn selbst.


5.

Aus der Höhe der Abgaben dürfte die Größe der einzelnen Höfe abschätzbar sein, doch fehlen dazu hinreichende Vergleichsmöglichkeiten. In zwei Aktenstücken aus der Zeit um 1710 sind die in der Honschaft Velbert liegenden Güter und Kothen hinsichtlich ihrer Größe an Ländereien und Holzungenaufgeführt, wonach das Gut Hixholz an Land und Holzungen 84 Morgen und zudem an Feldern 18¾ Morgen umfasst. Im Urkataster von 1830 erscheint das Gut Hixholz mit einer Größe von 14 Morgen, 103 Ruten und 70 Fuß und ferner mit 126 Morgen und 58 Ruten. Vom Gut Hixholz werden heute 60 ha (240 Morgen) bewirtschaftet.

6.

Das 550 Jahre alte Gut Hixholz ist heute ein moderner landwirtschaftlicher Betrieb. Seit nun genau 100 Jahren wird das Gut von der Familie Kleine/Greshake bewirtschaftet. Der Großvater des heutigen Gutsbesitzers, Robert Kleine aus Obervalbert im Sauerland, stammte dort von einem Bauernhof ab, war aber als nachgeborener Sohn nicht der Hoferbe und suchte sich deshalb einen eigenen Hof. Das Startkapital in Goldmark, das er von seinen Eltern erhielt, machte es möglich. Die Wahl fiel schließlich auf das Gut Hixholz, das ihn landschaftlich an seine Heimat erinnerte. Aber auch die stadtnahe Lage war mit entscheidend, versprach diese doch für den damals schon betriebenen Kartoffelanbau einen guten Absatz. Robert Kleine mit Frau

Wie üblich lieferten die Bauern zu der Zeit die Einkellerungskartoffeln mit dem Fuhrwerk in die Stadt; denn der Wintervorrat für eine Familie mit 4 Personen betrug durchweg an die 20 Zentner. Am 1. März 1911, also vor genau 100 Jahren, zog Robert Kleine als neuer Eigentümer auf Gut Hixholz ein. 1919 heiratete er Johanna geborene Knab, mit der er vier Kinder bekam. Mit 72 Jahren übergab er den Hof seinem Sohn Walter, nach dessen Tod im Jahre 1987 der Neffe und Enkel Michael Greshake den Hof übernahm.

Das Gut umfasst eine bewirtschaftete Fläche von 60 ha (240 Morgen) und ist ein Gemischtbetrieb mit Milchviehhaltung, wie er im Niederbergischen häufig vorzufinden ist. 50 Milchkühe stehen den Winter über im Stall und grasen von April bis Oktober auf den Weiden. Hinzu kommen noch zahlreiche Rinder und Kälber. Das Futter für die Viehhaltung wird gentechnikfrei überwiegend selbst erzeugt. Seit vielen Jahren ist das Gut Ausbildungsbetrieb zum Landwirt bzw. zur Landwirtin.

Das Gut Hixholz ist nicht allein eine moderne landwirtschaftliche Produktionsstätte, sondern auch ein Erlebnis- und Lernort für Kinder. Im Erlebnisort „Bauernhof für Kinder“ gibt es dort Angebote wie Kindergeburtstag feiern, Trettrecker fahren, Erlebnistag und Ferienspaß für Kinder. Der „Lernort Bauernhof“ bietet Bauernhoferlebnistage für Kinder aus offenen Ganztagsgrundschulen und Kindergärten, Stationenlernen in Stall und Scheune, Praktikum auf dem Bauernhof für Schüler und Studenten u.v.a.m.


Quellen:

Günter Aders: Quellen zur Geschichte der Städte Langenberg und Neviges und der alten Herrschaft

Hardenberg vom 9. bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts, Neustadt/Aisch,

Evangelische Gemeindearchive Velbert und Neviges,

Internetseiten: http://www.gut-hixholz.de

Gert Ritter: Velbert, Heiligenhaus, Tönisheide – Kulturgeschichtliche Entwicklung eines bergischen

Industrieraumes -, Ratingen 1965,

Eduard Schulte: Die beiden Güter Im Hau und Im Hixholz in Velbert, 1976,

Stadtarchiv Mülheim/Ruhr: Herrschaft Broich, Akten Nr.1010/265

Bildnachweise:

Gert Ritter (s.o.), Besiedlung des Raumes Velbert,

Fotos aus Familienbesitz Greshake,

Internetseiten wie oben,

Friedhelm Kopshoff



© www.velberter-platt.de   Donnerstag, 10. März 2011 19:42 Redaktion

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