Die Offers-Kompeneï war mit dabei beim gut besuchten Turmfest, dem Tag der Offenen Tür, im Rathaus am Samstag, dem 23. August 2008.
Für alle, die bei den gut besuchten Führungen auf den Rathausturm nicht dabei sein konnten, hier noch einmal der Vortrag vom Baas Friedhelm Kopshoff von der Offers-Kompeneï:
200 Jahre Bürgermeisterei Velbert
Wo wir hier oben auf dem Rathausturm stehen, befinden wir uns ca. 300 m über dem Meeresspiegel und damit in einer Höhe wie etwa der des Eiffelturms. Mit dem enormen Ausblick können wir von hier aus leicht das gesamte Gebiet der ehemaligen Bürgermeisterei Velbert überblicken. Das Gebiet grenzte im Norden an Werden, im Osten an Hardenberg mit Neviges und Langenberg, im Westen an Ratingen und im Nordwesten an Oefte an der Ruhr. Zur Bürgermeisterei gehörten die Honschaften Velbert mit dem Dorf Velbert, Krehwinkel, Hetterscheid, Leubeck mit dem Dorf Heiligenhaus, Hasselbeck, Isenbügel, Tüschen und Oefte.
Was ist von hier aus wohl zu sehen, was etwa so alt ist wie die Bürgermeisterei Velbert, nämlich 200 Jahre und älter? Wer kann das sagen?
Es ist unübersehbar die Alte Kirche. Sie wurde 1769 eingeweiht. Errichtet wurde sie auf den Grundmauern der Kapelle der Hl. Ida, die bereits um das Jahr 1050 erwähnt wird. Die Alte Kirche war der Mittelpunkt des Dorfes Velbert. Ringsherum lagen die alten Höfe, Kothen und Häuser.
Der älteste Hof war der Hof zum Hofe, der auch bereits um das Jahr 1050 urkundlich erwähnt wird. Ein Teil dieses Hofes, es war wohl das Altenteil, ist von hier aus an der Ecke Nedderstaße/ Hofstraße zu sehen.
Unübersehbar ist auch der Offers, der bereits 1391 urkundlich erwähnt wird, dessen Existenz aber vielleicht auch auf die Zeit um das Jahr 1050 zurückgeht. Zum Offershof gehörte auch der schon 1573 in Erscheinung getretene Kothen Aufm Stück, der von hier aus zwischen der Alten Kirche und dem Offers zu sehen ist.
Wo heute der Offersplatz liegt, standen bis vor 40 Jahren noch der Jahrhunderte alte Mohnser Hof und das Milchstraßenviertel, die leider der Sitzhacke zum Opfer fielen. Das war einst Bestandteil der um die Alte Kirche herum liegenden Velberter Altstadt.
Von hier aus ist das an der Friedrichstraße gelegene Haus Im Engel, die alte Engel-Apotheke, leider nicht zu sehen. Dieses Haus ist aber auch schon 250 Jahre alt und existierte schon in der Anfangszeit der Bürgermeisterei Velbert.
Wir sehen also, dass es aus der Sicht vom Rathausturm doch noch einige steinerne Zeitzeugen aus der Zeit von vor 200 und mehr Jahren gibt, die man sonst meistens unbeachtet am Straßenrand links liegen lässt. Insoweit ist zu hoffen, dass der eine und andere vom Turmaufstieg vielleicht eine bessere Sicht von Velbert mitnähme.
Bild: Stadt Velbert
Rathausführungen
Für Besucher, die das Rathaus statt auf eigene Faust lieber in fachkundiger Begleitung erkunden wollten, fanden um 11.00 Uhr, 12.30 Uhr und 14.00 Uhr Ratshausführungen statt, die nach jeweiligen Erläuterungen durch städtisches Führungspersonal vom Baas Maria Dübbers von der Offers-Kompeneï auf den verschiedenen Stationen des Rundganges mit Anekdoten in Velberter Mundart begleitet wurden. Die Führungen begannen in der Bildergalerie vor dem großen Sitzungssaal, der im Rahmen der Feierlichkeiten in „Saal Velbert“ umbenannt wurde. Bild: Stadt Velbert
Dort erzählte Maria Dübbers den zahlreichen Besuchern passend zum gegebenen Anlass „Äs Velbet noch en Dorp wor“. Im Standesamt konnten sich die Besucher über die köstliche Anekdote „Die Gebortsorkongd met dem fienen Ongerschied“ amüsieren. Im angrenzenden Gebäudeteil, dem früheren Amtsgericht, war Station im neu benannten „Saal Neviges“, wo Maria Dübbers die Geschichte vom „Biljet för de Iserbahn“ zum Besten gab. Das Stadtarchiv fand bei dem geschichtsträchtigen Anlass natürlich sehr regen Zuspruch. Hier fand Baas Maria Dübbers auch das besonders geneigte Publikum für ihre Mundartvorträge, wie „Die plattdütsche Sprook“ von Carl Schmachtenberg und das herrliche Gedicht von Eduard Schulte „En Velbet es er nett“. Die letzte Führung schloss mit der Zugabe von Maria Dübbers:
Göft et dat noch, we kann se noch, us Muëdersprook? Wer mödden se noch vererwen, us Platt dat darf nit sterwen.
Rathäuser in Velbert
Jeweils um 11.30 Uhr und um 13.30 Uhr fand ein Vortrag in Velberter Mundart von Baas Friedhelm Kopshoff von der Offers-Kompeneï im kleinen Sitzungssaal, dem neu benannten „Saal Langenberg“, des Rathauses statt. Thema: Rathäuser in Velbert
Um 1800 hatte Velbert noch lange kein eigenes Rathaus. Die damaligen Bürgermeister Johannes Mohn, Friedrich Servas und Banizza beschränkten sich noch auf ein Zimmer oder Büro im eigenen Hause oder auf einen gemieteten Raum, selbst als Velbert 1827 zur Stadt erhoben wurde. Erst durch Veranlassung seitens der preußischen Regierung in Düsseldorf entstand 1839 das erste Velberter Rathaus an der Friedrichstraße, dessen Errichtung mit großzügigen Spenden Velberter Bürger ermöglicht wurde. Bei dem sprunghaften Bevölkerungszuwachs war dieses Rathaus schon nach knapp 40 Jahren zu klein. Bereits 1887 konnte das zweite Velberter Rathaus bezogen werden, das bei weiterem rapidem Anwachsen der Einwohnerzahl mehrfach vergrößert wurde, so 1928/29 durch einen großen Um- und Erweiterungsbau, wie er vom Rathausplatz her gesehen sich noch heute zeigt. Die kommunale Neugliederung, die zu einem Zusammenschluss der Städte Velbert, Langenberg und Neviges führte, und auch sonstige Zuwächse an städtischen Aufgaben führten schließlich dazu, das Rathaus um einen großen Baukomplex, den Rathausarkaden, zu erweitern. Nach der letzten großzügigen Rathauserweiterung dürften Bevölkerungsschwund und angestrebter Verwaltungsabbau eigentlich nicht erwarten lassen, dass das Rathaus alsbald wieder zu klein sein wird. Oder?
Für die Offers-Kompeneï war es besonders erfreulich, bei der Veranstaltung zu erfahren, dass es doch noch verhältnismäßig viele Velberter gibt, die unser Platt gut verstehen und sogar auch noch sprechen.