Die Offers-Kompenei besuchte gestern das Deutsche Schloss- und Beschlägemuseum in Velbert. Für viele Mitglieder war es nicht der erste Besuch, aber doch ein Besuch nach vielen vergangenen Jahren. Das Museum entspricht absolut neuzeitlichen Ansprüchen und ist inzwischen von einem Spezialmuseum zu einem Erlebnismuseum bzw. zu einem Museum zum Anfassen umgestaltet worden. Die fachkundige Führung durch Frau Freitag veranschaulichte die in den Sammlungen widerspiegelnde technische und kulturgeschichtliche Entwicklung von fünf Jahrtausenden und ließ den Besuch zu einem eindrucksvollen Erlebnis werden.
Einen ausführlichen Bericht über das Museum gibt der nachstehende Artikel von Friedhelm Kopshoff, der im November 2008 in der Velberter Seniorenzeitung STANDPUNKTE erschien.
Das Deutsche Schloss- und Beschlägemuseum in Velbert
von Friedhelm Kopshoff
Vorläufer des Museums war das 1929 in der Kölverschen Villa, dem späteren Bürgermeisterhaus, eingerichtete Heimatmuseum. Es entstand getragen von dem in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts überall in Deutschland auflebenden Heimatgedanken. Im Bestand des Museums befanden sich alte bergische Möbelstücke und Hausrat sowie eine beachtliche Sammlung, die der industriellen Entwicklung Velberts gewidmet war und den größten Teil des Museums umfasste.
Die alte Wönnemannsche Schmiede gehörte schon damals dazu. Durch Stiftungen, Ankäufe und Leihgaben wurde die Sammlung zunehmend größer und entwickelte sich mehr und mehr von einem Heimatmuseum zu einer Fachausstellung von Schlössern und Beschlägen. So kam es 1936 schließlich zur Gründung des Deutschen Schloss- und Beschlägemuseums, das in den Kellergewölben des Rathauses eine neue, größere und geeignetere Unterkunft fand. Alte Velberter wissen sich gewiss noch zu erinnern, dass der Zugang von der Thomasstraße aus durch eine Tür im Rathausturm führte. An der dortigen Rathausfassade war an einer schmiedeeisernen Halterung ein überdimensionaler Schlüssel angebracht.
Vom 2. Weltkrieg blieb das Museum unbeschadet. Es erfuhr auch danach weiteren Zuwachs an Sammlungen und zeitgerechte Umgestaltungen, doch reichte der zur Verfügung stehende Raum nur dazu aus, einen Teil der Bestände auszustellen. Ein lange gehegter Wunsch wurde 1982 Wirklichkeit. Das Museum erhielt im neuen Forum Niederberg eine angemessene Unterbringung. In den neuen Räumen ließen sich die umfangreichen Bestände nun weitgehend unterbringen und auch entsprechend darstellen. Das wirkte sich schließlich auch deutlich auf den Bekanntheitsgrad des Museums und den Besucherzuspruch aus.
Nach mehr als 20 Jahren, in denen das Museum fast unverändert blieb, stellte sich zunehmend heraus, dass die Sammlung sich nicht mehr zeitgerecht darbot. Zudem zeigte sich durch die in den nahen Ballungsräumen des Ruhrgebietes und der Rheinschiene gelegenen Museen ein verstärkter Konkurrenzdruck innerhalb der Museumslandschaft. Die Besucherzahlen gingen merklich zurück. Es musste etwas geschehen. Ein sehr viel größerer Neubau für das Museum kam wegen der knappen Finanzlage der Stadt nicht in Betracht. Deshalb galt es für das Museumsteam, bei den geringen finanziellen und be-schränkten personellen Möglichkeiten die Sache mit fachkundiger Erfahrung, handwerklichem Geschick und viel Geduld selbst in die Hand zu nehmen. Dabei hatte das Team es sich selbst zum Ziel gesetzt, aus dem Spezialmuseum ein Erlebnismuseum bzw. ein Museum „zum Anfassen“ zu machen.
So wird den Besuchern mit der Neueinrichtung nun die Orientierung wesentlich erleichtert und sie werden zudem durch Farben, Bilder und Filme entsprechend eingestimmt. Ausstellungstechnik und Beleuchtung werden der hohen Qualität der einzelnen Ausstellungsstücke gerecht. Es besteht darüber hinaus Gelegenheit zum Ausprobieren, weil sich so technische Vorgänge durch Modelle zum Anfassen bedeutend besser verständlich machen lassen als durch lange Erklärungen. Bedeutende Konstruktionen werden durch Originalobjekte, Animationsfilme und Funktionsmodelle erklärt. Neben der Teilnahme an einer persönlichen Führung ist auch möglich, mittels eines handlichen mobilen Abspielgerätes eine musikunterlegte Audioführung zu erhalten.
Den meistens mit moderner Technik vertrauten heutigen Besuchern erscheinen die Türsicherungen der Antike wie das ägyptische Fallriegelschloss oder das römische Schiebeschloss oftmals besonders kompliziert. Umso mehr reizt es sie, solche alten Schlösser „zu knacken“. Das damit verbundene Erfolgserlebnis bleibt dem Museumsbesucher oft in lebhafter Erinnerung. Es umschließt auch etwas äußerst Geheimnisvolles, schwere antike Truhen mit ihren komplizierten Schließmechanismen zu betrachten. Ein Besuch im Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum, in dessen Sammlungen sich eine technische und kulturgeschichtliche Entwicklung von 5 Jahr-tausenden bis hin zur modernen elektronischen Sicherheitstechnik spiegelt, ist schon ein Erlebnis besonderer Art. Der Besuch des Museums ist jedenfalls empfehlenswert, auch für diejenigen, die zuletzt vor 10 und mehr Jahren dort waren.
Das Museum umfasst aber nicht allein die Ausstellung von sehenswerten Beständen. Es verfügt auch über eine umfangreiche Fachbibliothek und ein großes Magazin an Beständen, unter denen sich neben Patentschriften und sonstigen Archivalien allein 15.000 historische Firmenkataloge befinden. Zu den Aktivitäten des Museums gehören auch die Fachberatung von Firmen, Instituten und anderen Einrichtungen sowie jährlich vier Sonderausstellungen, wie letzthin anlässlich des 200-jährigen Bestehens der Bürgermeisterei Velbert die Ausstellung „Napoleon und Velbert“ und gegenwärtig die Kandinsky-Ausstellung „Bilder einer Ausstellung“, die noch bis zum 7. Dezember zu sehen ist.
Vieles von dem, was das Museum an Ausstellugsstücken vorzuweisen hat, ist der Unterstützung durch die seit über 50 Jahren bestehende Förderungsgemeinschaft des Deutschen Schloss- und Beschlägemuseums e.V. zu verdanken. Der Verein erwirbt Objekte und stellt sie dem Museum als Dauerleihgaben zur Verfügung. So manches besonders kostbare Ausstellungsstück hätte ohne diese Unterstützung nicht angeschafft werden können.
Das Deutsche Schloss- und Beschlägemuseum in Velbert befindet sich im Forum Niederberg.
Anschrift: Oststraße 20, 42551 Velbert
Telefon: 02051 / 26 2285
E-Mail: museum@velbert.de
Internet: www.velbert.de
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag 10.00 – 17.00 Uhr,
Samstag 14.00 – 18.00 Uhr,
Sonntag 10.00 – 18.00 Uhr
Eintritt: Erwachsene 1,00 €, Jugendliche 0,30 €
Führung für Gruppen ab 12 Personen nach Vereinbarung.
Bilder:
Deutsches Schloss-und Beschlägemuseum, Stadtarchiv Velbert und privat