
Hermann Bredtmann erzählt uns in seinem Buch „Belder ut Velberts Vergangenheït“ eine
wundervolle Weihnachtsgeschichte in Platt. Diese Geschichte ist hier für alle, denen Velberter
Platt nicht so geläufig ist, auf Hochdeutsch nacherzählt.
Ehe wir ins Bett gebracht wurden, mussten wir einen Zettel für das Christkindchen auf die
Fensterbank legen, auf dem wir niedergeschrieben hatten, was es uns bringen soll. Wir
konnten es nicht abwarten, bis wir am anderen Morgen in aller Frühe geweckt wurden, und
wir uns fein machten, um in die „Löüterkeskerk“ zu gehen, die festlich geschmückt war.
Rechts und links vom Altar standen zwei ganz hohe Christbäume, mit Baumschmuck aller Art
geziert, und von brennenden Kerzen, „Löüterkes“, bis in die Spitze bedeckt. Vor dem Altar
war eine Krippe mit dem Christkindchen aufgebaut, umgeben von Maria und Josef und den
Heiligen aus dem Morgenland. Auf allen Bänken, auf den Emporen bis hinauf zur Orgel
brannten Kerzen, „Löüterkes“, wie wir sagten, die mit ihrem Flimmern und Glitzern die ganze
Luft in Bewegung hielten, als wenn alles lebendig wäre. An dem Bild konnten wir uns nicht
satt sehen, und es ist wohl zu verstehen, dass wir Kinder von der schönen Predigt des Pastors
nicht allzu viel mitbekommen haben.
Der Eindruck von der „Löüterkerskerk“ hat aber
darunter nicht gelitten, den haben wir bis in unser Alter fest im Herzen behalten. Man wird
wieder ein Kind, wenn man daran zurück denkt. Chresdach und „Löüterkeskerk sind zwei
Begriffe, die zusammengehören, wenn ich an meine Jugend in Velbert zurück denke.
Nach
der Kirche ging es dann so rasch man konnte nach Hause, und bald brannten in allen Häusern
die Christbäume, um die die Familie versammelt war. Und wann dann die schönen Lieder
„Stille Nacht, heilige Nacht“ und „O Tannenbaum, o Tannenbaum“ verklungen waren, dann
waren wir Kinder nicht mehr zu halten, dann ging es über die Geschenke her und über die
Teller voll Leckereien und Spekulatius, und wir freuten uns über alles, was uns das liebe
Christkindchen gebracht hat.