Gut Wordenbeck – eine bergische Hofchronik

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Friedhelm Kopshoff

Gut Wordenbeck –

eine bergische Hofchronik

Inhalt: 1. Einleitung, 2. Der Siedlungsraum, 3. Herkunft des Namens, 4. Grundherrschaft der Abtei Werden, 5. Belehnungen und Behandigungen, 6. Abgaben und Dienste, 7. Auflösung der Grundherrschaft, 8. Eigentümer und Pächter, 9. Haus und Hof und Grund und Boden.

1.

Werdincbeke ist der erstmals um die Mitte des 12. Jahrhunderts urkundlich erwähnte Name eines bergischen Bauernhofes. Aus dem Namen Werdincbeke entstand schließlich der Name Wordenbeck für das Gut und für die dort wohl über Jahrhunderte aufsitzende bäuerliche Familie.

2.

Nach dem Heberegister der Werdener Abteihöfe aus der Zeit des Abtes Wilhelm um das Jahr 1150 lag der Hof in der Honschaft Cranwinkile (Krehwinkel) und gehörte zu dem auf Werdener Gebiet und nördlich von Velbert gelegenen Fronhof Kalkofen. Dieser Siedlungsraum liegt im Niederbergischen Hügelland. Zudem verzeichnet die Ploennies-Karte von 1715 den hiesigen Verlauf der erstmals im Jahre 1065 urkundlich erwähnten Strata Coloniensis über Mettmann und Flandersbach kommend und über Wordenbeck, Krehwinkel und Plätzchen weiter nach Werden führend.

3

Werdincbeke ist der ursprüngliche Name des Gutes im bereits zitierten Heberegister aus dem Jahre 1150. Der erste Wortteil werdinc geht vermutlich auf das mittelhochdeutsche Wort wirde zurück, das bedeutete: Würde, wertvolle Beschaffenheit, Ansehen u.ä. Der letzte Wortteil beke stammt nicht aus dem Alt- oder Mittelhochdeutschen, sondern wohl eher aus dem südniederfränkischen (früher auch als limburgisch bezeichneten) Dialekt, zu dem auch die Velberter Mundart zählt, in der Beek eindeutig Bach bedeutet. Die unterhalb des Gutes gelegene reichhaltige oder auch als ansehnlich zu bezeichnende Quellmulde mit zwei anschließenden Teichen mag vielleicht zur Namensgebung beigetragen haben.

Im Laufe der Jahrhunderte sind Hof- und Familiennamen, die oft von einander übernommen wurden und so fortan identisch waren, in unterschiedlichen Schreibweisen zu finden:

1150 Werdincbeke (Heberegister der Werdener Abteihöfe),

13. Jh. Werdenbeke (Heberegister der abteilichen Fronhöfe Kalkofen und Einern),

1350 Wordenbeke (Overhams Auszüge aus Abteirechnungen),

1361 wie vor,

1363 Wordenberge = verlesen für Wordenbecke (Overhams Auszüge aus Abteirechnungen),

1397 Wordenbeke , (Overhams Auszüge aus Abteirechnungen),

1398 wie vor,

1400 Wurdenbeke (Vogtbede der Höfe Kalkofen, ...)

1412 Wordenbeke (Lehngüterverzeichnis aus der Zeit Abt Adolfs von Spiegelberg),

1419 Wordenbeick und Wordenbeke (Rechnung der Abtei und Pforte),

1434 Wordenbeicke (Heberegister der Abteigüter),

1474 Wordenbeicke (Register der Pacht- und Rentengüter von Volker Schade),

1494/95 Wordenbeck (Einnahme des Stifts aus Zahlungen Wachszinsiger),

1519 Wordenbeicke (Aufzeichnungen des Johannes Kruishaar über die Lehngüter),

15./16. Jh. Wordenbecke (Register des Rentmeisters Gortfried Carthuis),

1588 Wurdenbeick (Verzeichnis der Gerichtsbänke),

1589/90 Woerdenbeeck (Pacht- und Rentenbuch von Abt Heinrich Duden),

Später ausschließlich Wordenbeck.

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Das Gut Wordenbeck gehörte innerhalb der Fronhofsverwaltung der Abtei Werden als Unterhof zu dem zwischen Werden und Velbert gelegenen Fronhof bzw. Oberhof Kalkofen. Im Jahre 1589 gehörten insgesamt 26 Höfe zum Fronhofsverband Kalkofen, nämlich:


1. Elsengudt

2. ter Moellen

3. Groenengudt

4. Dytsgudt

5. Im Byrckte

6. Wordenbeck

7. upm Velde

8. Nedertuschen

9. Oevertuschen

10 Ter Galpen

11. Ten Eicken

12. Coistenberch

13. upm Boeckelt

14. Beckersgudt

15. Fudekar

16. Drenhausen

17. im Daele

18. Remscheit

19. Oeverstorp

20. Loesenhuis

21.Woultershuis

22. Busenhuiß

23. Kortenhuis

24. Kaitersberch

25. Steenberch

26. Slengensiepen (2)


Innerhalb der Fronhofsverwaltung nahm das Gut Wordenbeck eine besondere Stellung ein. Das Hofgericht tagte nach vorliegende


Protokollen nicht nur auf dem Fronhof Kalkofen, sondern gelegentlich auch auf dem Hof Wordenbeck, so in den Jahren 1484, 1485, 1522 zweimal, 1528 sechsmal, 1539, 1564 und 1588. Im Verzeichnis der dem Stift Werden zustehenden Gerichtsbänke von 1588 heißt es, dass das Hofgericht des Sattelhofes Kalkofen in dem genannten Hof Kalkofen am Dienstag nach Pfingsten gehalten wurde oder auch in dem Hof zu Wordenbeck oder auf einem anderen, in der Nähe gelegenen Hofesgut. Der Hofesfrohne wohnte auf dem Hofesgut Wurdenbeck.

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Mit dem Gut waren behandet

1150 de Werdincbeke Růtbertus, 13. Jahrhundert de Werdenbeke, 1350 Werdenbeke, 1363 Losen de Wordenberge (verlesen für Wordenbeke), 1397 Lozone de Wordenbeke, 1398 Lozen de Wordenbeke, um 1400 Lose van Wurdenbeke, 1412 Gut Wordenbeke, 1419 – 1421 Hinr. toe Wordenbeick, Muschen und Hinrich van Wordenbeke, 1434 de richter van Arndes gude toe Wordenbeicke, 1474 de richter van Ratingen behandet myt den gude toe Wordenbeicke, dar Arnt nu tor tijt upwonet, 1494/95 Henneken t Wordenbeck, 1519 Bonum in Wœrdenbeicke, quod iam Dirich colit. (Colonus), 1526 (?) mit Gut to Wordenbecke niemand behandet, 1589/90 Johan thu Woerdenbeeck.

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Mit dem Gut waren behandet

1150 de Werdincbeke Růtbertus, 13. Jahrhundert de Werdenbeke, 1350 Werdenbeke, 1363 Losen de Wordenberge (verlesen für Wordenbeke), 1397 Lozone de Wordenbeke, 1398 Lozen de Wordenbeke, um 1400 Lose van Wurdenbeke, 1412 Gut Wordenbeke, 1419 – 1421 Hinr. toe Wordenbeick, Muschen und Hinrich van Wordenbeke, 1434 de richter van Arndes gude toe Wordenbeicke, 1474 de richter van Ratingen behandet myt den gude toe Wordenbeicke, dar Arnt nu tor tijt upwonet, 1494/95 Henneken t Wordenbeck, 1519 Bonum in Wœrdenbeicke, quod iam Dirich colit. (Colonus), 1526 (?) mit Gut to Wordenbecke niemand behandet, 1589/90 Johan thu Woerdenbeeck.

In den Werdener Akten sind unter VIII Lehen, b Specialia, unter Nr. 208 nachfolgend Belehnungen aufgeführt:

Heinrich Munster, Wilhelm von Bernsau zu Bellinghoven (Güter Wordenbeck und Ingenhoven), 1646; Johann Wilhelm, Freiherr Quadt von Wickrath zu Groß-Büllesheim als Ankäufer (bzw. dessen Mutter Johanna Maria, Witwe von Quadt) mit Wordenbeck und Ingenhoven, 1669; Johann Wilhelm Quadt von Wickrath zu Groß-Büllesheim, 1708; Philipp von Cruscheid, 1728; dessen Sohn Johann Wilhelm von Cruscheid (fortan) gen. zu Wordenbeck, 1764; desgl. 1775. 1799.

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Mit den Behandigungen ergaben sich Abgaben und Leistungen.

Im Heberegister der Werdener Abteihöfe aus der Zeit Abt Wilhelms um 1150 ist verzeichnet:

De Cranwinkile (Krehwinkel)De Werdincbeke (Wordenbeck) Růtbertus 16 d., 3 d.(Denar)

Das Heberegister der abteilichen Fronhöfe Kalkofen und Einern aus dem 13. Jahrhundert weist aus:

De Cranwinkele(Krehwinkel).... De Werdenbeke (Wordenbeck) 16 d .(Denar)., 3 pro pisce (Fischfang, etwa in der Ruhr).

Overhams Auszüge aus Abteirechnungen von 1345-1390:

de Curmeda (Sterbefal)l in Wordenbeke 9 s. scudati(Münze)

Wordenbeke pro concambio (Besitzwechse)l 3 scudati(Münze)

Losen de Wordenberge pro licentia nubendi (Heiratserlaubnis) 4 scuta(Münze)

Lozen de Wordenbeke pro mlr. (Malter) siliginis (Weizen) de Drenhusen 5 s( scudati-Münze)

Rechnungen der Abtei und Pforte 1419-1421

Item (ebenso) des donresdages dairnae Mertyn ( donnerstags nach St. Martin) ind Herman Hutman to Wordenbeke gesant to pennyngen eyn Koe, die Johan oppen Bereckte affgespant was, den gegewen 4 d(enar).

Heberegister der Abteigüter von 1434:

Item de richter van Arndes gude (Gut) tor Werdenbeicke (Wordenbeck) 14½ d. (Denar), 4 pullos (Hühner).

Vogtbede (Vogtsteuer) um 1400:

Lose van Wurdenbeke toe meie (zum Mai) 10/12 s. (Weißpfennige),

toe herfste (zum Herbst)t 2 Schepel haveren (Scheffel Hafer), ½ Swin (Schwein), toe hundgelde (Hundegeld) 2 s. (Weißpfennige)

Register der Pacht- und Rentengüter von Volbert Schade 1474:

de richter van Ratingen behandet myt den Gude toe Wordenbeicke

zu Cuniberti 14 ½ mk (Mark), 4 Hühner, Vogtbede 40 alb. (Albus), 2 sc. (Scheffel) Hafer,1 Huhn.

Pacht- und Rentenbuch von Abt Heinrich Duden 1589/90:

Johann thu Woerdenbeeck u. Fr(au) *co. beh(andet) haven (haben) (behandet) met den vroinengude (Frongut) des Haves (Hofes) urs., behalden oeren tyns (Zins) als 14½ p.u. (per ultinmo) u. 4 hoe. (Hühner) des vronen amptz (Fronenamtes) halven (halben).

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Die im Herzogtum Berg gegen Ende des 18. Jahrhunderts beginnenden Bestrebungen zur Auflösung der Grundherrschaften gelangten erst im Jahre 1809 aufgrund der französischen Gesetzgebung zur entschädigungsfreien Ablösung der Leibeigenschaft, der Grundherrschaft, der Lehensverhältnisse u.a. Die mit der Auflösung der Grundherrschaft nicht aufgehobenen Dienstleistungs- und Abgabeverpflichtungen konnten von den Bauern gegen Zahlung einer an den preußischen Staat zu leistenden Abfndung abgelöst werden.

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Mit der Auflösung der Grundherrschaften war die Belehnung nun aufgehoben und in freies Eigentum umgewandelt worden.

Eigentümer waren nun der zuletzt belehnte Johann Wilhelm Wordenbeck, (* 1760 - s. 5), und nach einer Aufteilung des Gutes im Jahre 1800 dessen Bruder Gerhard Wordenbeck (* 1765). Nach dem Tode von Johann Wilhelm im Jahre 1837 geht dessen Gut an den Sohn Arnold (*1820) über, der gemeinsam mit seinen Geschwistern Johanna, Johannes Peter und Heinrich Wilhelm es mitsamt Wohnhaus, Scheune, Schmiede, Wiese, Weiden, Teich, Ackerland und Holzung im Jahre 1868 an den Fuhrmann Friedrich Wilhelm Oetelshofen aus Oberdüssel verkauft.

Das Gut des Gerhard Wordenbeck (*1765) geht nach dessen Tod an den Sohn Johann Peter Wordenbeck (*1802) über.

Im Jahre 1897 war die Dampfziegekei Germania GmbH Eigentümer des Gutes, danach bis 1962 die Stadt Velbert.

Pächter des Gutes Wordenbeck war seit 1895 der aus Oefte stammende Landwirt .... von zur Gathen ( - ) und nachfolgend dessen Sohn Otto von zur Gathen (1884-1953) und zuletzt bis zum Jahre 1962 dessen Witwe .... mit Hilfe eines Verwalters.

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Im Mittelalter entsprach ein Hof in der Regel einer Hufe mit etwa 30 Morgen Land. Der Hof Wordenbeck war aber vermutlich bedeutend größer, zumal er später auch als Lehen ausgegeben wurde.

Aus einer Flurkarte von 1897 ist ersichtlich, dass der Hof aus etlichen einzelen Gebäuden bestand. In einem Bericht der Stadt Velbert über den Gebäudezustand des Gutes Wordenbeck von 1952 ist festgehalten :

Das Wohnhaus mit einer Grundfläche von 18x13,50 m, der angebaute Kuhstall mit 12,50x12m und die Scheune mit 23,50x9,75 m hatten Umfassungsmauern aus Bruchstein. Daneben existierte eine zweite kleinere Scheune, ein Schweinestall, ein offener Schuppen (Remise) und vier einzelne Wohnhäuser.

Am 3. September 1951 vernichtete ein Brand die Scheune mit einem Ernteertrag von 40 Morgen Land und die eingelagerten Heuvorräte.

Das im Jahre 1880 errichtete Gutshaus wurde im Januar 1968 von der Stadt Velbert als letztem Eigentümer abgebrochen, um Bauland zu gewinnen.

Quellen

Gert Ritter, Velbert, Heiligenhaus, Tönisheide

Renate Wordenbeck, Chronik der Familie Wordenbeck

Stadtarchiv Velbert, Bauakten Gut Wordenbeck

Evgl. Gemeindearchiv Velbert, Dokumente Nr. 26, 1529, 2180

Landesarchiv NRW, Bestände Abtei Werden, Akten, VIII Lehen, c Specialia,

208 Wordenbeck; IX Güter, b Sattelhöfe, 2 Kalkofen, XXXIV Wordenbeck

Rudolf Kötzschke, Die Urbare der Abtei Werden a.d.Ruhr,A. Die Urbare vom

9.-13. Jahrhundert, B. Die Urbare vom 14. bis ins 17. Jahrhundert

Fotos: Bernd von zur Gathen, Günter Wordenbeck, August Wlhelm Rees




© www.velberter-platt.de   Montag, 3. Januar 2011 07:57 Redaktion

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