Es war wohl ein Jahrhundertereignis: Vom Altar der Alten Kirche in Velbert hörten die zahlreichen Kirchenbesucher Velberter Platt. Wann war das vordem wohl zuletzt gewesen? Zur Zeit der Kapelle der Hl. Ida verkündeten die Werdener Priester das Wort Gottes vornehmlich in lateinischer Sprache. Erst nach der Reformation und der Bibelübersetzung durch Martin Luther setzte sich auch in der evangelischen Kirche allmählich das Hochdeutsche durch. Um diese Zeit herum verstanden die Gläubigen vermutlich nur, was Ihnen von der Kanzel in Mundart, also in Velberter Platt, gepredigt wurde. „450 Jahre evangelisch in Velbert“ ist deshalb nicht nur ein denkwürdiges Ereignis für die evangelische Kirche in Velbert, sondern auch für unsere alte Muttersprache, das Velberter Platt.
Die Offers-Kompeneï Velbert nahm das Gedenken zum Anlass, am Samstag, dem 19. Juni 2010, beim „Markt für alle Möglichkeiten rund um die Alte Kirche“ nachmittags in der Aul Kerk eine Mundartlesung unter dem Motto „Kerk met allem drömeröm“ zu veranstalten. Zwölf Kompeneïslütt, also Mitglieder der Offers-Kompeneï lasen zumeist heitere Geschichten und Gedichte von etlichen heimischen Mundartdichtern, die vom lieben Gott, den hochwürdigen Pastoren und den treuen Gläubigen handeln. Es gab dafür von den Besuchern viel Beifall, besonders für „Hochwürden“ Johannes Pennekamp, der im Talar auftrat und die Geschichte Eduard Schultes „Die dreï Brüder“ vortrug. Begleitet von Kantor Frank Schreiber am Flügel sangen zwischendurch alle gemeinsam das so schön in diese Sommerzeit passende Lied von Paul Gerhard „Gank ut, min Häz, on sük dech Freud`“ und zum Schluss das Bergische Heimatlied, natürlich auch in Velberter Platt. Es war alles in allem eine sehr gelungene Veranstaltung, wie man sie sich gerne des Öfteren wünscht.