Plattdeutsch als Hobby

stefan schmidt

Stefan Schmidt ist 14, Gymnasiast und engagierter Verfechter der Velberter Mundart

Der Plan zur Rettung des Velberter Platt liegt vor. "Ein Weg zur Verbreitung unserer eigentlichen Muttersprache wäre ein - freiwilliger - Unterricht an Grundschulen." Bei den Schulen sollte nachgefragt werden, ob sie bei einem plattdeutschen Projekt mitmachen könnten. Generell müsste mehr Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden, "man könnte bei Veranstaltungen wie der Ehrenamtsbörse Stände aufbauen, um zu informieren."

Doch es ist kein Lehrer, kein Mitglied des örtlichen Mundartvereins und auch kein ambitionierter Sprachforscher, der hier die Trommel rührt. Stefan Schmidt, Schüler des Nikolaus-Ehlen-Gymnasiums und gerade mal 14 Jahre alt, hat sich zum Zustand der lokalen Mundart seine eigenen Gedanken gemacht und diese unter der Überschrift "Ideen zur Verbreitung des Velberter Platt" zu Papier gebracht.

Dem Neuntklässler ist es ernst. "Wenn sich keine Menschen finden, die Platt lernen, stirbt eine eigene Sprache." Er sitzt in seinem Jugendzimmer zu Hause in der Mettmanner Straße und berichtet zunächst einmal von Leidenschaften, die wahrscheinlich viele seiner Altersgenossen teilen. Mit seinem Computer beschäftigt er sich, im Regal stehen Fünf-Freunde-Bücher, Schüler-Lexika und über hundert Bände Was-ist-was. "Ich bin früher viel im Wald gewesen, interessiere mich für Steine und für Naturwissenschaften insgesamt", erzählt er. So weit - so normal.

Im Gymnasium hat Stefan, der zweimal die Woche beim Jiu-Jitsu auf die Matte steigt und sich in der Friedenskirchengemeinde in der Jugendarbeit engagiert, sein Faible für Geschichte entdeckt. Und zwar im besonderen die Lokalhistorie.

Das hat auch etwas mit Stefan Schmidts Wurzeln zu tun: "Meine Großeltern mütterlicherseits waren schon alte Velberter, die in meiner Erinnerung viel Platt gesprochen haben." Viel verstanden habe er nicht, aber die Sprachmelodie habe sich ihm eingeprägt. Seine Ehrfurcht vor der "fremden Muttersprache" sei dann gewachsen, als er festellte: "Schon in Neviges wird ein anderer Dialekt gesprochen, wieder ganz anders dann der in Heiligenhaus." Ein Phänomen - alle paar Kilometer eine neue Sprache.

Den Sommerurlaub verbringt der Teenager häufig mit seinen Eltern in Friesland. Hier spricht alles Platt, im Amt wie auf dem Hof - "und zwar ganz selbstverständlich und mit einem gewissen Stolz!", hat Stefan bemerkt.

Mit diesen Eindrücken begab sich Stefan Schmidt vor wenigen Monaten ins Internet. Eine Suchmaschine katapultierte ihn auf die Homepage der Offerskompene#139. "Die waren zunächst einmal total erstaunt, dass da ein 14-Jähriger solche Interessen hat", erzählt er. Bald darauf nahm Stefan Kontakt zu Maria Dübbers auf, wollte wissen, wo man Velberter Platt denn lernen könne. "Mittlerweile bin ich einige Male bei ihr gewesen. Sie hat mir Unterrichtsmaterial mitgegeben", sagt Stefan. Sein Ziel: Reden, wie der Schnabel eines Velberter Ureinwohners eben gewachsen ist.

Im klassischen Weiterbildungsgewerbe - Volkshochschule oder Spachinstitute - ist Platt kein Thema. Und in der Regelschule auch nicht. Doch beim bloßen Erlernen soll es bei Stefan nicht bleiben. Mit seinem Konzept zur Verbreitung des Velberter Platt will er den Dialekt wieder in die Öffentlichkeit holen. "Er soll wieder zur Normalität in Velbert gehören!"

Dazu schreibt Matthias Spruck, WAZ Velbert folgenden Kommentar:

Kommentar-WAZ

Quelle: WAZ Velbert vom 07.12.2007



© www.velberter-platt.de   Dienstag, 25. Dezember 2007 20:50 Redaktion

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