Struwwelpeter, berühmt und umstritten

struwwelpeter

Von Friedhelm Kopshoff

In diesem Jahr begehen wir den 200. Geburtstag des geistigen Vaters von „Struwwelpeter“. Es war der Frankfurter Arzt Dr. Heinrich Hoffmann (1809-1894). Das Bilderbuch „Struwwelpeter“ ist längst Kult und seine Geschichten sind nach wie vor aktuell, wenn auch – vom erzieherischen Standpunkt gesehen – nicht unumstritten. Wer heute den älteren Generationen angehört, kennt die Geschichten teils noch auswendig, sind sie Ihnen in den Kinderjahren doch von den Eltern oft genug vorgelesen worden. Später haben sie die Geschichten an ihre Kinder und schließlich als Großeltern an ihre Enkel weitergegeben.

„Struwwelpeter“ ist in viele Sprachen übersetzt worden und bisher in über 540 Auflagen erschienen. Zudem wurde“Struwwelpeter“ in 28 deutsche Mundarten übersetzt, wovon eine in Velberter Mundart  ist. Die zwei nachstehenden Episoden aus dem Bilderbuch erzählen in Velberter Platt vom „Zappelphilipp“ und vom „Daumenlutscher“.


Die Geschecht vam Zappel-Philipp

„Of de Philipp van Daach stell
wall am Dösch brav setten well?"
Alsua sprook em änsten Tuan
de Vader hen te sinem Suehn.
on die Muëder, die kikt stomm
op dem ganzen Dösch herom.
Doch de Philipp hüaden schleit,
wat de Vader tou em sait.
He hoppelt
on schockelt,
he trappelt
on zappelt
op dem Stuehle her on hen.
„Philipp, Jong, lot dat doch sin!"
 Sent, ör Kenger on sent reiht, 
wie et met Philipp wiër geïht!
Kikt genau op dösem Beld!
Sent, he schockelt jo te weld,
do es niks miahr, wat en hölt;
no dem Döschduk griept he on kriet.
Doch wat hölpt et? Ter glieken Tied
fallen Teller, Fläsch on Bruat.
Vader es en gruater Nuat
on die Muëder, die kikt stomm
op dem ganzen Dösch herom.
Nu es Philipp ganz versteckt
on de Dösch es afgedeckt,
wat tem Eten opgedöscht
ongen op de Äd römflöcht.;
Supp on Bruat on alle Bieten,
alles es eraf gerieten;
de Suppenschöttel geng en Scherwen
on den Aulen et aan de Nerven.
Beds send dodrop wütend siahr,
hant nu niks te eten miahr.

Die Geschecht vam Dumenlutscher

„Konrad", sait die Muëder, „jo,
ech gangk ut on du bliewst do.
Mak mech keine Scherereï,
bes ech bauld sin wiër heï.
On bes ech wed wiër kumen,
lutsch mech blos nit miahr am Dumen;
denn de Schnieder met der Schiar,
de het keïn Erbarmen miahr,
schnitt af die Dumen beds ganz fix,
ganz einfach sua, äs wor et niks."
Muëder koum fott, wor he nit fül,
on steckt de Dumen en et Muul.
Kawupdich, do geng op die Dür
on et kom op ens hervür,
de Schnieder do met einem Sprong
no dem Dumenlutscher-Jong.
Nu geng et flöck piff, paff,
met der Schiar die Dumen af,
met der gruaten, scharpen Schiar,
oh, do schreït de Konrad siahr.
Äs die Muëder dat gesen,
kikt de Konrad trureg dren.
Ohne Dumen, oh, min Gott,
die send alle beds nu fott.



© www.velberter-platt.de   Samstag, 26. September 2009 10:07 Redaktion

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