
Maria Dübbers wurde heute, am 5. September 2007, mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet.
Wir stellen die Preisträgerin mit einem Portrait vor.
"Van kleïnop het se Platt jeliert on kallt et noch – janz onscheniert."
Damit könnte man das von ihrer Liebe zum Velberter Platt getragene engagierte Wirken um die Pflege und Erhaltung ihrer Muttersprache kurz und treffend skizzieren.
Mit ihren +80 Jahren kann sie sich noch gut erinnern, dass zu Hause von den Eltern selbstverständlich Platt gesprochen wurde. Großeltern, die damals für gewöhnlich diejenigen waren, von denen die Enkel das Platt kennenlernten, hat Maria Dübbers nicht mehr bewusst erlebt. Ihre Eltern und Großeltern waren echte niederbergische Kinder aus Velbert und Wülfrath. „En Freud on Leid“ von Carl Schmachtenberg und „Fieles on Hamerschlag“ von Eduard Schulte gehörten neben Klassikern zur Hausliteratur. In der Schulzeit hat sie viele Gedichte in Platt auswendig gekonnt und durfte deshalb in der Schulklasse oft nach vorne kommen und ein Gedicht vortragen. So etwas gab es damals bei den Lehrern noch. Heute loben Pädagogen, wenn Kinder zweisprachig aufwachsen, weil es sie lernfähiger macht. Resümee: Platt macht schlau! - wie man sieht. Maria Dübbers hat so noch viel aus ihrer Kinderzeit in Erinnerung und weiß darüber lebhaft zu erzählen und zu schreiben – in Platt natürlich.
Am 1. April 1932 wurde sie in der katholischen Volksschule auf der Südstraße eingeschult, mit noch nicht 6 Jahren und mit zeitgemäßem Bubikopf. Auf dem kleinen Rücken hing ein großer Tornister, aus dem ein von der Mutter mit weißer Baumwolle gehäkelter Tafellappen flatterte. Es war eine selige Kinderzeit, in der unbekümmert noch lange an Osterhase, Nikolaus, Christkind und Klapperstorch geglaubt wurde. Heimatkunde erlebte sie hautnah bei den häufigen Familienausflügen in der schönen Umgebung ihrer Heimatstadt. Nach der Schulzeit begann mit der Lehrzeit für sie noch nicht der Ernst des Lebens. Davor bewahrte sie ihre rheinische Frohnatur. Deshalb weiß sie sich auch noch an manche heitere Begebenheit aus der Lehrzeit zu erinnern, die sie in der entbehrungsreichen Kriegszeit erlebte. Der Abschlussball in der Tanzschule fiel 1946 in die Zeit, in der es an allem fehlte, ganz besonders an einem schicken Ballkleid, so dass Improvisation gefragt war, was heute noch reichlich Erzählstoff liefert. Die berufliche Arbeit im Druck- und Verlagswesen erforderte schließlich und vornehmlich in den Jahren des Wiederaufbaues ihre ganze Kraft. Das galt insbesondere, als sie im Verlagshaus den neuen Vertrieb von Buchhaltungssystemen übernahm, anfangs mit Durchschreibe-Buchhaltung und zum Schluss mit elektronischer Datenverarbeitung. Schon früh erhielt sie Handlungsvollmacht und Prokura in dem Betrieb, dem sie 45 Jahre angehörte.
Doch: Was Ruhestand bedeutet, ist ihr bislang noch unbekannt. Kurz nach ihrem Berufsleben schloss sie sich vor fast 20 Jahren der Offers-Kompeneï an. Das war seiner Zeit noch unter dem Gründer dieser Mundartgruppe, dem ebenfalls mit dem Rheinlandtaler ausgezeichneten Rolf Fahrenkrog. Maria Dübbers zählte damals zu den vom Gründungsvater so genannten „jongen Weïtern“, den jungen Mädchen. Mit dem Tode von Rolf Fahrenkrog übernahm seine Frau Erika Fahrenkrog die Leitung der Offers-Kompeneï, wobei Maria Dübbers mit der Zeit als rechte Hand assistierte.
Schon bald fing sie auch an, in Velberter Platt zu schreiben. In Gedichten und Geschichten schrieb und schreibt sie von Erlebnissen und Geschehnissen von früher und von heute. Ihre scharfe Beobachtungsgabe richtet sich dabei sowohl auf das alltägliche Leben wie mit guter Wahrnehmung auf alte Anekdötchen. Mittlerweile hat sie eine Sammlung von fast 80 Gedichten und Geschichten zusammengeschrieben. Das ist auch der Fundus für ihre seit Mitte der 90er Jahre gehaltenen öffentlichen Lesungen, die besonders von Bürgervereinen, Altenheimen, von der hiesigen Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins und von der Arbeiterwohlfahrt sehr gefragt sind. Überörtlich ist Maria Dübbers bei den Veranstaltungen „Mongkaatplosch uttem Bergschen“ engagiert, die zweimal im Jahr mit wechselnden Mundartautorinnen in der Zentralbibliothek in Wuppertal als öffentliche Mundartlesungen in Barmer, Remscheider, Solinger und Velberter Platt stattfinden.
Seit nun zwei Jahren hat Maria Dübbers nach dem altersbedingten Rücktritt von Frau Fahrenkrog als Baas zusammen mit Friedhelm Kopshoff die Leitung der Offers-Kompeneï übernommen. Dabei setzt sie ihr unermüdliches Wirken um die Pflege und Erhaltung der Velberter Mundart mit dem Vorhaben fort, ein bislang fehlendes ausführliches Mundartwörterbuch zu schaffen. Doch damit nicht genug: Im Sommer letzten Jahres wirkte sie als Hauptdarstellerin und Texterin in dem von dem Dokumentarfilmer Hans Schmidt gedrehten einstündigen Dokumentarfilm "Velberter Platt präsentiert von der Offers-Kompeneï" mit, der inzwischen selbst über Velbert hinaus unerwartete Verbreitung und beachtliche Anerkennung fand. Zudem finden ihre gelegentlichen Artikel in der Velberter Zeitung (WAZ) stets großen Anklang bei der Leserschaft.
Maria Dübbers geht absolut mit der Zeit und verspricht sich einiges von den modernen Medien, wenn es um die Pflege und Erhaltung des Velberter Platt geht. Neu ist nun der Internetauftritt der Offers-Kompeneï unter der Adresse www.velberter-platt.de. Ziel ist dabei insbesondere jüngere Generationen anzusprechen und für die heimische Mundart zu interessieren. Wenn diese Initiative ebenso viel Erfolg bringt wie die seit nun zwei Jahren jährlich veranstalteten öffentlichen Lesungen, dann wird sich für sie hoffentlich auch der damit verbundene erhebliche Aufwand und die viele Arbeit gelohnt haben.
Nicht nur nebenher gehört Maria Dübbers auch der Redaktion der Velberter Seniorenzeitung STANDPUNKTE seit deren Gründung im Jahre 1997 an. Ihre umfangreichen beruflichen Kenntnisse und Erfahrungen als gelernte Verlagskauffrau sind für die Seniorenzeitung ganz gewiss überaus wertvoll. Neben ihren regelmäßigen und beliebten Mundartbeiträgen unter der Rubrik „Jesenn, jelesen, opjeschnappt“ kümmert sie sich vorrangig um die Anzeigenakquisition, die Finanzen und den Vertrieb. Und zu allem hat sie auch noch Zeit und Muße, abends ein gutes Buch zu lesen und Konzerte und Theatervorstellungen zu besuchen. Wozu Maria Dübbers allerdings keine Zeit hat, das ist Langeweile. Verständlich. Was kann man hier zum Schluss eigentlich etwas Besseres wünschen als das: "Bliewen Se om Damm!"
Die Offers-Kompeneï Velbert gratuliert von ganzem Herzen!